IoT-Konferenz 2024: Smarte Technologien, smarte Zukunft –Chancen, Trends und Visionen
23.07.2024 von Evelyn Hartmann Reportage
Wenn der Kühlschrank und die Waschmaschine miteinander kommunizieren
Immer mehr Geräte halten IoT-Lösungen bereit, um uns den Alltag zu erleichtern. An digitale Unterstützungen wie das Navi oder die piepsende Einparkhilfe, automatisierte Beleuchtungssysteme und Sprachassistenzen wie Alexa oder Siri haben sich inzwischen viele gewöhnt. Doch die Entwicklung schreitet weiter voran und wird zunehmend smarter. So reguliert der intelligente Kühlschrank beispielsweise eigenständig seine Temperatur, überwacht die Ablaufdaten der Lebensmittel, erstellt Einkaufslisten oder bestellt gleich selber nach, was fehlt. Darüber hinaus stimmt er sich mit der vernetzten Waschmaschine und anderen Bestandteilen des IoT-Ökosystems ab, um eine hohe Energieeffizienz zu gewährleisten. Türschlösser lassen sich per App bedienen, Überwachungskameras analysieren Bewegungsmuster und schlagen Alarm, wenn eine Person stürzt. Um ihre Aufgaben erfüllen zu können, benötigen all diese «Dinge» Sensoren, Kameras, Software und Netzwerkanbindung. Sie sammeln Daten und werten diese aus, um Prozesse zu steuern und zu optimieren. Was für das «Smart Home» und intelligente Gebäude gilt, trifft genauso auf die «Smart City» zu und allen voran auf Firmen, deren Wettbewerbsfähigkeit davon abhängt, wie sie die Chancen der neuen Technologien wie IoT, Künstliche Intelligenz (KI) oder Virtual Reality (VR) nutzen. Denn «Unternehmen ohne KI sind gegenüber jenen mit KI in etwa so wettbewerbsfähig wie ein Dreirad, das gegen einen Sportwagen antritt», bringt es Christof Zogg, Head of Business Transformation bei Swisscom, auf den Punkt.
Cyber-Sicherheit in Zeiten der digitalen Transformation
«Die Zeiten, in denen man dem Luftwaffenchef eine Klimaanlage ins Büro stellen konnte, ohne diese vorher auf potenzielle Sicherheitsrisiken hin zu prüfen, sind endgültig vorbei!» betont Peter Grütter, Präsident des führenden Verbands der Telekommunikationsbranche in der Schweiz, asut. In der Eröffnungsrede zur sechsten IoT-Konferenz, die unter dem Motto «Exploring the Future of IoT – Trends and Opportunities» stattfand, wird schnell deutlich, dass das immense Potenzial des Internet der Dinge, insbesondere in Verbindung mit KI-Modellen, weiteren bahnbrechenden Technologien und der fortschreitenden Entwicklung des Mobilfunks, schier grenzenlos ist. Damit die Reise in eine smarte Zukunft wirklich smart verläuft, sind ideale Rahmenbedingungen auf politischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Ebene entscheidend. Nebst dem Ausbau der erforderlichen Infrastruktur, der Implementierung von innovativen Tools und der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sind auch der Umgang mit datenschutzrechtlichen Aspekten und Cyber-Sicherheit zentrale Themen. Denn wenn eine Klimaanlage mit Überwachungsfunktionen ausgestattet ist, um ihren Betrieb automatisch anzupassen, könnte sie allenfalls an sensible Informationen gelangen und damit zu einer Bedrohung werden, um nur ein Beispiel zu nennen. Grütter wertet es als ein Zeichen der Reife, dass das Bewusstsein für Sicherheitsfragen im gesamten IT-Bereich und auch in der strategischen Planung inzwischen einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. «Mit IoT stehen wir noch ganz am Anfang», ist er überzeugt. Doch bereits jetzt stehe fest, dass der Schlüssel für eine erfolgreiche digitale Transformation der Schweiz in der Vernetzung aller relevanten Elemente und Bereiche rund um die Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) liege.
Vom Hype zur praktischen Anwendung mitten im Alltag
Was für einen Wert aber haben IoT-Lösungen für die Gesellschaft? Viele der vorgestellten Projekte beschäftigen sich mit der praktischen Anwendung und setzen sich dafür ein, knappe Ressourcen effizient zu nutzen oder die Lebensqualität und die Sicherheit zu erhöhen. So wird derzeit ein selbstfahrender Rollstuhl am Flughafen Wien getestet, damit Personen mit eingeschränkter Mobilität in Zukunft ihren Flug pünktlich erreichen, was im herkömmlichen Betrieb längst nicht immer gewährleistet ist (Beitrag von Mohsen Falahi). Alle, die nachts wach liegen, weil ihnen quietschende Trambahnen in den Ohren liegen, dürfen sich auf ruhigere Nächte freuen: In Bern ist ein «Diagnose-Tram» unterwegs, das den Lärm dynamisch misst, durch automatisiertes Auftragen eines Schmiermittels minimiert und damit zugleich den Materialverschleiss reduziert (Beitrag von Marc Tesch). High-Tech-Lösungen begegnen der Wasserkrise, indem sie dank Datenlogger, IoT-Übertragung und KI-unterstützter Datenanalyse Lecks frühzeitig erkennen und die Wasserversorgung optimieren (Beitrag von Dejan Lukic).
IoT – Gebäudeinformatikerinnen und Gebäudeinformatiker EFZ tragen dazu bei!
Es gibt diverse Aus- und Weiterbildungen, die den Fortschritt durch IoT unterstützen, wie beispielsweise die Berufslehre Gebäudeinformatiker/in EFZ. Mit ihrem umfassenden Knowhow sind die Fachkräfte für die Planung und Umsetzung von intelligenten Systemen in Gebäuden verantwortlich. Und tritt mal eine Störung auf, setzen sie sich engagiert dafür ein, dass das System so schnell wie möglich wieder funktionstüchtig ist. Es handelt sich um einen verantwortungsvollen, wichtigen Beruf, denn IoT ist längst über den Status eines Hypes hinausgewachsen. Obwohl die Weichen vielerorts erst gestellt werden, ist eines sicher: Die smarten Technologien werden den beruflichen Alltag nachhaltig verändern – und das längst nicht nur in der IT- und Telekommunikationsbranche.