Lange Ferien oder fundierte Vorbereitung?
18.04.2019 von Janine Krummenacher
Freut sich Ihr Sohn oder Ihre Tochter auch schon auf die Sommerferien? Es dauert zwar noch einige Monate bis dahin, aber Vorfreude ist bekanntlich die grösste Freude. Hinzu kommt, dass es wohl spezielle Ferien werden, denn Ihr Kind wird diesen Sommer nicht nur die obligatorische Schule abschliessen, sondern so bald wahrscheinlich nicht wieder in den Genuss von fünf oder sechs Wochen Ferien kommen. Wie wichtig diese Übergangszeit zwischen Schule und Lehrbeginn ist und worauf Sie und Ihr Kind achten sollten, darüber haben wir mit Marc Suhr, Lehrer an der Sekundarschule Sissach (BL), gesprochen.
Nach Lust und Laune geniessen
Gleich zu Beginn unseres Gesprächs betont der Sekundarschullehrer Marc Suhr, wie wichtig es ist, die letzten langen Sommerferien zu geniessen: «Egal ob eine Reise durch Europa, Entspannung auf der heimischen Terrasse oder der Besuch eines Festivals – Hauptsache die Jugendlichen können das machen, worauf sie Lust haben. Sie werden in nächster Zeit nicht mehr in den Genuss von so langen Ferien kommen!»
Aus Erfahrung weiss Marc Suhr aber auch, dass viele Jugendlichen in Gedanken bereits bei der Lehre sind. Die Gefühle reichen von Freude bis Unsicherheit oder gar Angst. Gerade dann könne es hilfreich sein, sich bereits in den Ferien auf den kommenden Lebensabschnitt vorzubereiten. Gibt es noch Schulstoff zu repetieren, der auch für die weitere Ausbildung wichtig ist? Oder hat Ihr Kind das Bedürfnis, sein Zimmer neu einzurichten und insbesondere den Arbeitsplatz neu zu strukturieren? Gerade der letzte Punkt sei ein Faktor, der nicht zu unterschätzen sei, gibt der Sek-Lehrer zu bedenken: «Zu Beginn der Lehrzeit ist alles neu und die Jugendlichen sind am Ende des Arbeitstages wohl sehr erschöpft. Neue Abläufe, Eindrücke und Informationen müssen verarbeitet werden. Dabei kann eine angenehme Atmosphäre in den eigenen vier Wänden sehr hilfreich sein.»
Das letzte Zeugnis
Kennen Sie von Ihrem Kind den Satz: «Die letzten Zeugnisnoten sind unwichtig, ich habe ja bereits eine Lehrstelle!»? Ja? Marc Suhr kennt den Satz ebenfalls bestens. Seine Reaktion darauf: «Es ist nicht wichtig, dass die Abschlussnoten deutlich besser sind als im letzten Zeugnis. Aber sie sollten mit den vorhergegangenen Zeugnisnoten mithalten können. Die zukünftigen Ausbilungsverantwortlichen wollen nämlich sehen, dass die Jugendlichen trotz Lehrstelle am Ball geblieben sind». Doch was sind nebst den Noten weitere Aspekte, die aus der Schulzeit mitgebracht werden sollten? Marc Suhr meint, dass insbesondere Pünktlichkeit, Lerntechniken und gesellschaftliche Umgangsformen, die an der Schule erlernt und verinnerlicht wurden, für die Lehrbetriebe relevant sind.
Achtung: Es wird nie mehr, wie es war …
Ein Thema liegt dem Sekundarschullehrer besonders am Herzen: «Die Jugendlichen müssen realisieren, dass die Zeit, in der sie in der Schule ihre Zeit „absitzen“ können – unabhängig davon, ob sie die Leistung erbringen oder nicht – bald vorbei ist. Der geschützte Rahmen der Schule fällt weg!». Marc Suhr ist bewusst, dass dies harte Worte sind. Aber die Anforderungen in einem Lehrbetrieb seien ganz andere als in der Schule und «wer diese nicht erfüllt, muss gehen». Die „Erwachsenenwelt“ sei verlockend und verspreche viel, aber im Gegenzug werde von den Jugendlichen auch viel verlangt, fasst Suhr zusammen. Sie als Eltern können Ihr Kind dabei unterstützen, indem Sie sich für Fragen und Anliegen Zeit nehmen, über Unsicherheiten sprechen und Interesse an der neuen Situation zeigen. Und vielleicht bietet sich dafür der eine oder andere Tag in den Sommerferien an.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Kind einen entspannten Endspurt in der Schule und viel Vorfreude auf die letzten langen Sommerferien.
Herzliche Grüsse
Ihr gateway.one Team